Lebensräume unter Druck.

Der internationale Handel und globalisierte Ernährungssysteme üben Druck auf die ohnehin schon schwindende Biodiversität aus. Wird etwas ressourcenintensiv hergestellt, aber nicht konsumiert, resultiert daraus eine unnötige Umweltbelastung.

Andreas Obrecht & Maggie Haab

Geschäftsführer SDSN
Switzerland
a.obrecht@biovision.ch
www.sdsn.ch

Kommunikation Biovision
m.haab@biovision.ch
www.biovision.ch

Integrierter Pflanzenschutz verhindert Food Loss durch Fruchtfliegen in Kenia

Agrarökologie als Lösung?

Komplexe systemische Probleme brauchen ganzheitliche systemische Lösungen. Die Agrarökologie bietet einen Ansatz, der auf allen Ebenen der Nachhaltigkeit greift. Dabei werden Gebiete mit hoher Artenvielfalt bewusst erhalten und gefördert, da der Wert ihrer Ökosystemleistungen (siehe Kasten) anerkannt wird. Weiter werden lokale Produzentinnen und Konsumenten durch kurze Lieferketten näher zusammengebracht. Das bedeutet eine höhere Wertschöpfung für die Produzierenden, die durch mehr Planungssicherheit auch langfristig in gesunde Böden investieren können.

Das Ernährungssystem muss in der jeweiligen Lokalwirtschaft eingebettet sein. So können regionale Traditionen berücksichtigt werden und Nachernten, Lagerung, Verarbeitung sowie Transport logisch ineinandergreifen. Die Anwendung von agrarökologischen Methoden vereint Ernährungs- mit Biodiversitätszielen. Agrarökologie wird als Wissenschaft, Praxis und soziale Bewegung verstanden, welche die Gestaltung und das Management nachhaltiger und gerechter Ernährungssysteme erreichen will. Jedoch fliessen aktuell noch zu wenig Gelder in die Forschung, Entwicklung und Anwendung von Agrarökologie, wie die soeben veröffentlichte Studie «Money Flows» von Biovision veranschaulicht.

Kommunal bis global

Auf kommunaler und kantonaler Ebene steigen das Engagement und die Vernetzung untereinander. Ein gutes Beispiel dafür ist die verstärkte Zusammenarbeit der Westschweizer Gemeinden und Kantone in der «Association Coord21». Sie ist eine Vereinigung von 63 Gemeinden, 4 Kantonen und öffentlich-rechtlichen Institutionen der Westschweiz und des Tessins, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.

Auf globaler Ebene setzen die Nachhaltigkeitsziele der Uno an: Ein Unterziel des Sustainable Development Goal 12 (Nachhaltiger Konsum) verlangt bis 2030 die Halbierung von Food Waste auf Einzelhandels- und Konsumentenebene sowie die Reduzierung von Food Loss, also Verlusten entlang der Produktions- und Lieferketten, einschliesslich Ernteverluste. Je früher in der Produktionskette interveniert wird, desto besser für die Umwelt.

Ökosystemleistungen (Ecosystem Services)

Frisches Wasser, ein Holz produzierender Wald und durch Insekten bestäubte Fruchtbäume sind Beispiele für die gratis Leistungen eines gesunden Ökosystems. Berechnungen ergaben, dass das Artensterben jährlich einen Schaden von über 3 Billionen Franken verursacht. Im grössten Obstanbaugebiet Chinas müssen bereits menschliche Arbeitskräfte die Bestäubung der Obstbäume übernehmen. Der Wert der jährlichen globalen Ökosystemleistungen wird auf 4.6 Billionen Franken geschätzt.