22.12.2020 von Monika Keller
Haushalte sind für einen Grossteil der Lebensmittelverschwendung verantwortlich. Stadt und Kanton Luzern führten gemeinsam mit Partnern den Themenmonat «Luzern tischt auf» durch, um die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren und Handlungsalternativen aufzuzeigen. Die Aktionen erreichten ein breites Publikum und wurden gut besucht.
Stadt Luzern, Natur- und Landschaftsschutz, Projektleiterin
Die Stadt Luzern ist im Bereich Klimaschutz seit Jahren aktiv. Neben Massnahmen zur Senkung des Ausstosses von Treibhausgasen setzt sie dabei auch auf Kommunikation. Denn erfolgreicher Klimaschutz geht nur zusammen mit der Bevölkerung.
Gerade im Bereich des Lebensmittelkonsums trifft dies besonders zu: Die Produktion von Lebensmitteln verursacht einen grossen Ausstoss von Treibhausgasen und steht in der Schweiz bezüglich Umweltbelastung an erster Stelle, noch vor den Bereichen Wohnen und Mobilität. Das Thema Food Waste eignet sich deshalb sehr, um die Bevölkerung für klimaverträgliches Handeln zu motivieren: Ein sorgsamer Umgang mit Lebensmitteln bedeutet Klimaschutz ohne Verzicht, und jeder und jede kann ganz simpel mitmachen.
Als die Non-Profit-Organisation Foodwaste.ch im Jahr 2018 mit der Idee des Themenmonats «Luzern tischt auf» an die Stadt und den Kanton herantrat, passte dies gut in die bereits bestehenden Aktivitäten – und in die kantonale Kommunikationskampagne «E chline Schritt», welche in verschiedenen Bereichen zu umweltfreundlichem Handeln motiviert. Zusammen mit der Albert Koechlin Stiftung (AKS), den Kirchgemeinden und dem Natur-Museum, die für den Themenmonat ebenfalls ins Boot geholt werden konnten, entstand eine breite Trägerschaft.
Das Konzept des Themenmonats stammte aus der Feder von Foodwaste.ch. Die öffentliche Hand übernahm die Rolle der Auftraggeberin des Themenmonats. Dabei agierten Stadt und Kanton Luzern partnerschaftlich. Sie waren Geldgeber, halfen aber auch bei der Akquise zusätzlicher Geldquellen. Ihre Hauptaufgabe war es, die Ideen des Vereins Foodwaste.ch mit den lokalen Gegebenheiten zu verknüpfen. Das beinhaltete etwa die Suche nach geeigneten Standorten für Anlässe oder den Einbezug wichtiger Akteure. Die einzelnen Veranstaltungen organisierte Foodwaste.ch. Die Stadt und der Kanton boten bedarfsweise Unterstützung und waren mit Vertreterinnen und Vertretern jeweils auch vor Ort präsent. Im Spätsommer 2019 fand der Themenmonat schliesslich statt.
Teil des Konzepts waren eine «Schnippeldisco» und ein Festessen aus Ausschuss-Nahrungsmitteln. Diese Anlässe fanden in ähnlicher Form schon in anderen Gemeinden statt. Für die Durchführung in Luzern konnten die Verantwortlichen auf jene Erfahrungen zurückgreifen. Andere Aktionen wurden speziell für Luzern konzipiert, sodass sich die verschiedenen Anlässe am Ende zu einem vielseitigen Themenmonat zusammenfügen liessen und verschiedene Zielgruppen – Interessierte genauso wie «Neulinge», Erwachsene und Kinder – ansprachen:
Im Rahmen der öffentlichen «Schnippeldisco» wurde an einem Freitagabend an prominenter Lage auf dem Vorplatz eines Hotels Gemüse verarbeitet, welches aufgrund verschiedener Anforderungen nicht verkauft werden konnte. Personen aus der Politik sowie spontane Passantinnen und Passanten wurden eingeladen, beim Rüsten mitzuhelfen. Mit dabei war auch der Luzerner Stadtpräsident, der in seiner Ansprache ein paar Denkanstösse zum Thema gab. | |
Profis kochten aus dem vorbereiteten Gemüse am nächsten Tag ein Menü, das in der Mittagszeit auf einem zentralen Platz verteilt wurde. Vor Ort machten zudem eine Ausstellung zu Food Waste sowie Infostände zu lokalen Food-Save-Engagements auf das Thema und verschiedene Angebote aufmerksam. Das öffentliche Festessen für rund 500 Personen war das Highlight der Anlassreihe. | |
Beim öffentlichen «Food-Save-Stadtrundgang» wurden Orte in Luzern besucht, an denen heute schon viel Engagement gegen die Lebensmittelverschwendung geleistet wird. | |
In einem Einmachkurs bereiteten die Teilnehmenden Kimchi, Koreas Nationalgericht aus Gemüse, zu und lernten dabei, wie schmackhaft Lebensmittel haltbar gemacht werden können. Der Anlass fand in einem Jugendkulturhaus mit einem Jungkoch statt. | |
Innerhalb des Themenmonats war während zehn Tagen die interaktive Wanderausstellung «Food Waste – Aus Liebe zum Essen» im Natur-Museum Luzern zu Gast. Die Ausstellung informiert über die verschiedenen Ursachen der Lebensmittelverschwendung und vermittelt Tipps, wie Food Waste im Haushalt vermieden werden kann. Für Schulklassen gab es kostenlose Führungen. | |
Ergänzend zu den Anlässen wurden ein Stadtplan, der die Standorte von Food-Save-Aktivitäten aufzeigt, sowie eine Broschüre mit Haltbarmach-Techniken und Rezeptideen erstellt. |
Der Themenmonat zeigte: Die verschiedenen Aktivitäten stiessen auf Interesse. Die Anlässe und Angebote waren nahezu ausgebucht. Bei der «Schnippeldisco» halfen 30 Personen mit. 36 Schulklassen besuchten die Ausstellung im Natur-Museum. Am Stadtrundgang nahmen 35, am Einmachkurs 23 Personen teil. Einzig beim Festessen wurden mit 500 abgegebenen Portionen weniger Menschen erreicht als vorgesehen. Weshalb das so war, bleibt unklar.
Der breite Mix an Aktivitäten war wertvoll und konnte unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Die Stimmung an sämtlichen Anlässen war gut und es ergaben sich viele spannende Gespräche. Die Botschaft, dass ein Menü aus Ausschuss-Gemüse genauso lecker schmecken kann wie ein Menü aus «perfektem» Gemüse, ist angekommen.
Zentraler Faktor für das Gelingen der Anlassreihe war die breit abgestützte lokale Trägerschaft. Das daraus entstandene Netzwerk an Beteiligten hat vieles ermöglicht, wie etwa die Teilnahme von Politikern aus verschiedenen Lagern an der «Schnippeldisco» oder die Nutzung des Kirchenvorplatzes als Standort für das Festessen.
Wichtig für den Erfolg war auch die Standortwahl der verschiedenen Aktionen: Die Atmosphäre des alten Hotels hat die «Schnippeldisco» für die Gäste besonders attraktiv gemacht. Die Fussgängerzone neben dem Festessen ermöglichte das Ansprechen vieler Passanten. Ausserdem war die intensive Bewerbung der Aktivitäten über die unterschiedlichsten Kanäle von grosser Bedeutung.
Herausfordernd gestaltete sich die Planung angesichts der vielen verschiedenen Mitwirkenden, insbesondere die Absprache und Anpassung der Aktivitäten auf die verschiedenen Bedürfnisse. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist die frühzeitige Planung essenziell. Vieles benötigt genügend Vorlaufzeit, beispielsweise die Reservation von Ausstellungsräumen im Museum oder von attraktiven Plätzen im öffentlichen Raum. Zudem sollte der Aufwand der Beteiligten im Vorfeld definiert werden. In Luzern waren die personellen Ressourcen von Stadt und Kanton am Ende höher als erwartet.
Trotzdem ziehen die Beteiligten ein positives Fazit: Mit dem Themenmonat «Luzern tischt auf» wurde ein spannendes Konzept in die Realität umgesetzt. Dabei fanden Anlässe zu einem wichtigen, klimaschutzrelevanten Thema statt, die nicht nur gut über die Bühne gingen, sondern auch auf grosses Interesse stiessen.